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Reden
Rede anläßlich einer Jubilarehrung in der Johanniskirche in Magdeburg.



Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

der ver.di Bezirksvorstand Sachsen-Anhalt Nord hat Sie/Euch heute eingeladen um sich zu bedanken.
Zu bedanken für die langjährige Treue zur Gewerkschaftsbewegung die jeder von Ihnen /von Euch in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen hat. Zu dieser Treue, liebe Kolleginnen und Kollegen, gehört aber auch etwas anderes untrennbar dazu – die Einsicht in die Kraft der Solidarität und ein ausgeprägtes soziales Gewissen. Beides ist nicht selbstverständlich und bei allen Menschen automatisch vorhanden.

Für Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen war aber offensichtlich beides im Leben vorhanden und mit einem hohen Stellenwert versehen. Und das obwohl es sicher nicht immer leicht war seiner Einstellung treu zu bleiben.
Auf Grund der besonderen ostdeutschen „Nachkriegshistorie“ entwickelte sich die Gewerkschaftsbewegung in beiden Teilen Deutschlands recht unterschiedlich. Während der DGB und seine Einzelgewerkschaften sich in der damals noch einigermaßen sozialen Marktwirtschaft etablierten wurde der FDGB in das System der DDR inte-griert.

Nach der Wende brach neben dem SED – Regime der FDGB zusammen und die Gewerkschaften des Westens bildeten sich auch in Ostdeutschland ab. Firmenzusammenbrüche, Arbeitslosigkeit, ein für alle neues Arbeitsrecht, und eine Vielzahl von Arbeitskämpfen prasselten auf die Menschen in den neuen Bundesländern hernieder. Im Grunde war alles neu, manches gut aber manches auch grottenschlecht.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der damit verbundene Wegfall der Systemkonkurenz ließ weltweit den Kapitalismus in seiner raubtierhaften Erscheinung unter dem Oberbegriff der „Globalisierung“ auferstehhen. Jahrelang waren und sind wir hier im Osten noch ein Billiglohngebiet in Deutschland.
Als einzige und von Anfang an haben als Sachwalter von Arbeitnehmerinteressen die Gewerkschaften mit Eurer Hilfe, also mit Hilfe ihrer Basis, in zahllosen Verhandlungen, Auseinandersetzungen und Arbeitskämpfen in den letzten 13 Jahren recht erfolgreich den Angleichungsprozess betrieben. Ganz geschafft haben wir es allerdings noch nicht.
Das liegt unter anderem daran, dass alle Länder in Europa - mehr oder minder betroffen – unter Arbeitslosigkeit, öffentlicher Armut und zunehmender politischer Handlungsunfähigkeit leiden.
- Ungehindert vagabundieren täglich viele hundert Milliarden € rund um den Globus.
- Ungehindert versenken hochbezahlte und ausschließlich macht- und geldgierige Vorstände internationaler Konzerne und Banken täglich Millionen von € im Rahmen ihres weltweiten Monopolyspiels aus kaufen, verkaufen und Fusionierens.
-  Ungehindert werden im Deviratenhandel – eine reine Wett- und Zockerei – jeden Tag Milliarden € verspielt.
Die Zeche dieser Handlungsweisen zahlt immer der Arbeitnehmer. Entweder mit seinem Arbeitsplatz, mit Sozialabbau oder, weil die Unternehmen keine Steuern mehr zahlen mit erhöhten Abgaben.
Immer öfter, immer mehr, entzieht sich die Kapitalseite ihrer sozialen Verantwortung. Ausschließlich Kapitalinteressen bestimmen ihre Handlungsweisen. Sie nutzen die Infrastruktur der Gemeinwesen - ja sie beuten sie geradezu aus wollen sich aber nicht an der Finanzierung beteiligen.
Die Politik hat sich zunehmend – auch in unserem Land – auf den neoliberalen Weg gemacht und betreibt massiven Sozialabbau, eine massive Umverteilung des Vermögens von unten nach oben. Alle Parteien überschlagen sich geradezu mit Vorschlägen wie man Kranke, Familien, Behinderte, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Rentner noch mehr auspressen und zur Kasse bitten kann.
Jede Woche wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben und noch eins draufgesetzt. Den Arbeitnehmern bleibt somit zurzeit als einzige Lobby nur ihre Gewerkschaft.
Wir können natürlich das unsoziale im System nicht schlagartig ändern.
Wir können den Wertewandel, den Werteverfall nicht schlagartig stoppen. Aber wir können den Kampf gemeinsam aufnehmen und uns gegen den Mainstraem - wie das auf neudeutsch heißt -  stemmen.
Um diesen Kampf letztendlich zu gewinnen brauchen wir alle:

  • die Jugend

  • die Frauen

  • die Erwerbslosen

  • die Arbeiter

  • die Angestellten

  • die Beamten und

  • die Rentner


Wir brauchen die Solidarität aller und wir brauchen das soziale Gewissen aller. Jeder kann sich auf seine Weise einbringen und mithelfen das unsere Vorstellung von einer humanen Gesellschaft Wirklichkeit wird.

Ihr Liebe Kolleginnen und Kollegen habt unseren gemeinsamen Weg zu dieser humanen Gesellschaft über Jahrzehnte begleitet und euch eingebracht. Dafür sagen wir heute Danke und zollen euch hohe Anerkennung.
Wir sind sicher, das ihr auch weiterhin treu zu eurer Gewerkschaft die heute ver.di heißt und mindestens eure dritte Gewerkschaft in eurem Leben ist, stehen werdet.
Wir sind froh euch bei uns zu wissen und auf eure Erfahrung zurückgreifen zu können. Eure Erfahrungen sind wertvoll und müssen unbedingt an die Jugend weitergegeben werden damit der soziale Gedanke nicht von sozialer Kälte verdrängt - die Tugend der Solidarität nicht ein Opfer von Egoismus und überzogenem Individualismus wird.
Dieser heutige Festakt ist das äußere Zeichen unseres Dankes, unseres Respekts vor euch unseren Jubilaren.
Ich wünsche euch einen schönen harmonischen Nachmittag.


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